Sonntag, 26. November 2017

Vor der Adventszeit: Viele Entwicklungsländer spenden für Pillen gegen Völlegefühl



Typischer Westeuropäer im Advent (Abbildung ähnlich)


Welt – Was für ein schönes Zeichen für Solidarität. Pünktlich zum Beginn der Adventszeit zeigt sich die Menschheit von ihrer besten Seite und scheut keine Mühen, um eine bevorstehende Notlage zu lindern. Beeindruckend: besonders spendefreudig zeigen sich die Ärmsten der Armen. Inzwischen sind weltweit bereits über 53 Mio Euro zusammengekommen, um während der kalorienreichen Jahreszeit die Industrieländer mit Tabletten gegen Völlegefühl, Blähungen und auch Appetitzügler zu versorgen.

Suleyman Nbeko (41), Pressesprecher der internationalen Hilfsorganisation „Halbvoll erfüllt!“ freut sich über den gelungenen Spendenauftakt: „Das sind die schönen Seiten an unserer Arbeit, denn man weiß, dass man Menschen in einer echten Notlage wirklich helfen kann. Die bisherige Spendensumme ist beeindruckend, wird aber vermutlich nur bis über den ersten Adventssonntag halten. Es muss noch viel mehr getan werden.“ Der aus dem Tschad stammende Nbeko ist sich dabei im Klaren, dass Länder wie Haiti, Laos, Äthiopien, Burundi oder die Zentralafrikanische Republik noch schwerer kämpfen müssen, um auf eine solche Spendensumme zu kommen. Dennoch hofft er auf mehr Einsatz.

„Viele Bewohner der ärmsten Länder können sich das Gefühl gar nicht vorstellen, nach der x-ten Betriebsweihnachts- oder Familienfeier so richtig vollgestopft zu sein und trotzdem am nächsten Tag wieder ordentlich essen zu müssen. Wir sind da oft sehr verwöhnt“, erklärt Nbeko. Dennoch tue seine Organisation alles, um auf die Probleme in der sogenannten ersten Welt hinzuweisen. Mayari Bautista (32) von den Philippinen ist eine betroffene Spenderin. „Ich hab das lang nicht ernst genommen, weil ich immer dachte, den Menschen in den reichen Ländern ginge es gut. Aber die Leute von ,Halbvoll erfüllt!´ haben mir viele Zitate von Betroffenen nach einem Adventsbesuch bei den Großeltern gezeigt. Das müssen wirklich furchtbare Schmerzen sein.“ 

Mehr noch als Worte rühren Fotos die Spendewilligen an. „Wenn man diese aufgeblähten Bäuche sieht und dabei den leeren Blick, das macht wirklich betroffen.“ Bautista, alleinerziehende Mutter von sieben Kindern kämpft mit den Tränen. Sie wirft umgerechnet 1,13 Euro in eine Spendendose. „Es mag nicht viel sein, aber ich habe das im letzten Jahr zusammen gespart. Eigentlich wollte ich davon neue Klamotten für die Kinder kaufen, aber sie werden es sicher verstehen.“ Nbeko ist sicher: wenn auch nur einem Europäer oder Nordamerikaner ermöglicht wird, nach dem dritten Nachschlag eine Tablette einzuwerfen, um den schlimmsten Magendruck zu beseitigen, hat sich all die Mühe gelohnt.“ Ein Funken Hoffnung in finsteren Zeiten.

Text: adg

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