Donnerstag, 23. November 2017

Filmkritik: Expressmord im Orient


Johnny Depp als amerikanischer Geschäftsmann (Abbildung ähnlich)

Erneut finden wir im Kino ein Remake eines alten Film- und Romanklassikers. Regisseur und Hauptdarsteller Kenneth Branagh wagt sich daran, den alten Agatha-Christie-Streifen mit liebevollem Respekt für die früheren Umsetzungen in ein modernes Gewand zu stecken. Meisterdetektiv Hercule Poirot ermittelt wieder. Dabei glänzt der Film schon allein durch eine ordentliche Star-Besetzung.


Handlung
Der Film beginnt im östlichen Mittelmeerraum, der Region, die gemeinhin als Orient bezeichnet wird. In einer nicht näher bezeichneten arabischen Stadt (sie steht wohl symbolisch für viele arabische Städte) schlendert Hercule Poirot über den Suq und sucht nach frischen Eiern. Plötzlich gerät er in einen Tumult. Viele Menschen scharen sich um eine Leiche – mitten am hellichten Tage auf einem belebten Marktplatz wurde ein Mann – ein amerikanischer Geschäftsmann (Johnny Depp) – erschossen. Hercule Poirot nimmt die Ermittlung auf.

Doch dieser Fall stellt sich als sehr schwierig dar. Zeugen gibt es zahlreiche, doch niemand will den Täter gesehen haben. Augenzeugen berichten, dass der Mann einfach plötzlich zusammengesackt sei. Einige wollen kurz zuvor ein leises Surren vom Himmel her gehört haben. Ein Junge behauptet sogar, er hätte ein winzig kleines Flugzeug gesehen, kurz bevor der Mann kollabiert sei.

Nun wäre das ganze ja auch nicht tragisch, wäre irgendsoein Araber getötet worden. Das kommt halt mal vor. Aber ausgerechnet ein amerikanischer Geschäftsmann? Das sorgt für internationale Verwicklungen. Der Hauptverdächtige – ein von internationalen Fahndungslisten bekannter Araber, der offensichtlich genau neben dem Opfer stand – wird schnell von umstehenden Passanten als unschuldig entlastet. Poirot hat aber genauso schnell einige weitere umstehende Personen identifiziert, die alle mit dem Geschäftsmann, der inzwischen als Edwart Ratchett identifiziert wurde, in Verbindung stehen. Doch noch bevor Poirot ein Tatmotiv entdecken kann, verhindern die USA durch ein Veto im Weltsicherheitsrat weitere Ermittlungen. Poirot muss abreisen, ohne den Fall aufgeklärt zu haben. Doch ihn beschleicht der Verdacht: es war niemand der Anwesenden.

Kritik und Darsteller
Der Streifen besticht durch viel Ästhetik fürs Auge. Die Schauplätze sind herrlich gewählt, die Kostüme eindrucksvoll und insbesondere Hercule Poirots prächtiger Bart zieht die Zuschauer in ihren Bann. Die Starbesetzung hält, was sie verspricht. Sowohl die genannten Kenneth Branagh und Johnny Depp, als auch in weiteren Rollen Judi Dench, Willem Dafoe, Michelle Pfeiffer, Penélope Cruz und Daisy Ridley (um nur einige zu nennen) überzeugen in der Darstellung. Die vielen Nebenfiguren haben jedoch zu wenig Raum, um ihre Beziehung zu Ratchett wirklich tief erscheinen zu lassen. Die Story hingegen lässt Beobachter eher unzufrieden zurück. Man hat das Gefühl, dass die Antwort auf alle Fragen eigentlich sehr einfach ist, dass jedoch einfach irgendwie verhindert werden soll, dass diese geklärt werden. Das Ende bleibt offen.

Bewertung
Nette Unterhaltung, auch für Fans der Klassiker. Wer einfach wieder etwas Agatha-Christie-Atmosphäre spüren will, ist hier richtig. Wirklich packen will einen die Story aber nicht. Man wird irgendwie frustriert aus dem Film entlassen.

Text: adg

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