Montag, 25. Januar 2016

Filmkritik: The Hateful 9



"Wenn Ihr den einladet, spiel ich nicht mehr mit!" Szenen vom Konferenztisch (Statement ähnlich)

Wenn Quentin Tarantino einen neuen Kinofilm heraus bringt, braucht es eigentlich keine große Werbung mehr. Seine treue Fanschar erwartet sehnsüchtig, was da kommt, und wer sich einen Tarantino ansieht, der weiß auch, was er bekommt: markige Dialoge, kernige Sprüche, und am Ende immer viel Blut. So auch im neuesten Streifen.


Handlung
Die Handlung ist an sich schnell erzählt: in Genf treffen sich während eines Schneesturms zufällig einige Personen in einem Konferenzraum, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Schnell wird klar: dass die Wege dieser Menschen sich gekreuzt haben, wird dramatische Auswirkungen für alle haben. Denn eines verbindet sie alle: tiefer Hass.


Die Figuren
Der Gefangene (Bashar Al-Aassad)
Quasi schon mit dem Kopf in der Schlinge wird Assad zur Schlachtbank geführt. Der Schneesturm bietet lediglich einen Aufschub für das Unvermeidliche. Doch trotz der schlechten Karten: Bashar verliert nicht den Humor. Irgendwie will er sich den Ernst seiner Lage aber auch nicht eingestehen.

Der Henker (Recep Erdoğan)
Zumindest einer, der durchgreift. Wird ein Urteil gefällt, zögert der Henker nicht lange und vollstreckt. Dass er dabei nicht immer den eigentlichen Delinquenten erwischt, kann man ihm dabei kaum übel nehmen. Wenigstens einer, der nicht nur redet.

Der Kopfjäger (Abu Bakr Al-Baghdadi)
Halt – wie ist der denn hier rein gekommen? Mit dem will ja nun wirklich keiner reden. Naja, wirklich viel Text hat seine Rolle auch nicht. Er sorgt nur für das richtige Maß an Action.

Der Sheriff (John Kerry)
„Ich bin der Sheriff. Von der ganzen Welt!“ Das ist der bezeichnende Satz dieses Charakters. Der Sheriff hält sich für das Gesetz und ist überzeugt, dass alle nach seiner Pfeife tanzen müssen.

Der Deutsche (Frank-Walther Steinmeier)
Typisch Deutsch: Effizient und diszipliniert plädiert er darauf, zum Mittagessen Schnittchen im Konferenzraum zu servieren, um keine wertvolle Konferenzzeit zu verlieren. Darüber hinaus besteht der Deutsche darauf, mit allen Feinden des Gefangenen zu sprechen, bevor man sein Urteil fällt.

Der kleine Mann (François Hollande)
Ja wo isser denn? Ja wo isser denn?

Der Scheich (Irgend ein Scheich)
Der Stabilitätsanker im Konferenzraum. Immer bedacht auf Schlichtung, beide Seiten abwägend und ganz und gar ein Vorzeigecharakter. Sympathisch bis zum Ende. Da wird er dann unsympathisch.

Der Zar (Wladimir Putin)
Eigentlich ist der kalte Krieg vorbei und für seine Seite verloren. Doch so ganz will der alte Haudegen das noch nicht einsehen. Er singt weiterhin die alte Hymne, trägt seine Bürgerkriegsuniform und schimpft über den Westen. Heimlich hegt er Sympathien für den Gefangenen.

Der Quotenrebell (Ali Al-Ibi)
Ja, es muss auch eine Gegenstimme gehört werden. Ali Al-Ibi ist der von allen akzeptierte Vertreter der „Demokratischen indogen-syrischen Kurdenvereinigung gemäßigt-säkularer Schiitu-Salafisten“ (DeisyKugesäSss).


Bewertung
Kritikern wird im ersten Teil des Filmes zu viel geredet, ohne dass irgendetwas passiert. Selbst eingefleischtesten Tarantino-Fans dürften die dümmliche Dialoge, die offensichtlich nur absurd sind und fern jeder Realität („Vielleicht finden wir einen Kompromiss, dem alle Kriegsparteien zustimmen.“, „Wir versprechen, den Waffenstillstand einzuhalten.“, „Wenn wir nur eine kluges Konzept vorschlagen, tritt Bashar sicher freiwillig zurück.“) nach wenigen Minuten auf den Keks gehen. Es ist leider zu offensichtlich: Das ganze Gerede wird nichts daran ändern, dass am Ende einfach alle tot sind.
Die Action-Szenen sind aber wie gewohnt atemberaubend.

Text: adg

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