"Wenn Ihr den einladet, spiel ich nicht mehr mit!" Szenen vom Konferenztisch (Statement ähnlich)
Wenn Quentin
Tarantino einen neuen Kinofilm heraus bringt, braucht es eigentlich keine große
Werbung mehr. Seine treue Fanschar erwartet sehnsüchtig, was da kommt, und wer
sich einen Tarantino ansieht, der weiß auch, was er bekommt: markige Dialoge, kernige
Sprüche, und am Ende immer viel Blut. So auch im neuesten Streifen.
Handlung
Die Handlung
ist an sich schnell erzählt: in Genf treffen sich während eines Schneesturms
zufällig einige Personen in einem Konferenzraum, die eigentlich nichts
miteinander zu tun haben. Schnell wird klar: dass die Wege dieser Menschen sich
gekreuzt haben, wird dramatische Auswirkungen für alle haben. Denn eines
verbindet sie alle: tiefer Hass.
Die Figuren
Der Gefangene (Bashar Al-Aassad)
Quasi schon
mit dem Kopf in der Schlinge wird Assad zur Schlachtbank geführt. Der
Schneesturm bietet lediglich einen Aufschub für das Unvermeidliche. Doch trotz
der schlechten Karten: Bashar verliert nicht den Humor. Irgendwie will er sich
den Ernst seiner Lage aber auch nicht eingestehen.
Der Henker (Recep Erdoğan)
Zumindest
einer, der durchgreift. Wird ein Urteil gefällt, zögert der Henker nicht lange
und vollstreckt. Dass er dabei nicht immer den eigentlichen Delinquenten
erwischt, kann man ihm dabei kaum übel nehmen. Wenigstens einer, der nicht nur
redet.
Der Kopfjäger (Abu Bakr Al-Baghdadi)
Halt – wie ist
der denn hier rein gekommen? Mit dem will ja nun wirklich keiner reden. Naja,
wirklich viel Text hat seine Rolle auch nicht. Er sorgt nur für das richtige
Maß an Action.
Der Sheriff (John Kerry)
„Ich bin der
Sheriff. Von der ganzen Welt!“ Das ist der bezeichnende Satz dieses Charakters.
Der Sheriff hält sich für das Gesetz und ist überzeugt, dass alle nach seiner
Pfeife tanzen müssen.
Der Deutsche (Frank-Walther Steinmeier)
Typisch
Deutsch: Effizient und diszipliniert plädiert er darauf, zum Mittagessen
Schnittchen im Konferenzraum zu servieren, um keine wertvolle Konferenzzeit zu
verlieren. Darüber hinaus besteht der Deutsche darauf, mit allen Feinden des
Gefangenen zu sprechen, bevor man sein Urteil fällt.
Der kleine Mann (François Hollande)
Ja wo isser
denn? Ja wo isser denn?
Der Scheich (Irgend ein Scheich)
Der
Stabilitätsanker im Konferenzraum. Immer bedacht auf Schlichtung, beide Seiten
abwägend und ganz und gar ein Vorzeigecharakter. Sympathisch bis zum Ende. Da
wird er dann unsympathisch.
Der Zar (Wladimir Putin)
Eigentlich
ist der kalte Krieg vorbei und für seine Seite verloren. Doch so ganz will der
alte Haudegen das noch nicht einsehen. Er singt weiterhin die alte Hymne, trägt
seine Bürgerkriegsuniform und schimpft über den Westen. Heimlich hegt er
Sympathien für den Gefangenen.
Der Quotenrebell (Ali Al-Ibi)
Ja, es muss
auch eine Gegenstimme gehört werden. Ali Al-Ibi ist der von allen akzeptierte
Vertreter der „Demokratischen indogen-syrischen Kurdenvereinigung gemäßigt-säkularer
Schiitu-Salafisten“ (DeisyKugesäSss).
Bewertung
Kritikern
wird im ersten Teil des Filmes zu viel geredet, ohne dass irgendetwas passiert.
Selbst eingefleischtesten Tarantino-Fans dürften die dümmliche Dialoge, die
offensichtlich nur absurd sind und fern jeder Realität („Vielleicht finden wir
einen Kompromiss, dem alle Kriegsparteien zustimmen.“, „Wir versprechen, den
Waffenstillstand einzuhalten.“, „Wenn wir nur eine kluges Konzept vorschlagen,
tritt Bashar sicher freiwillig zurück.“) nach wenigen Minuten auf den Keks
gehen. Es ist leider zu offensichtlich: Das ganze Gerede wird nichts daran
ändern, dass am Ende einfach alle tot sind.
Die
Action-Szenen sind aber wie gewohnt atemberaubend.
Text: adg
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