Sonntag, 29. April 2018

Hörprobe: ABBA und das Comeback


Feuilleton

Inzwischen steinalt, aber immer noch gut: ABBA (Symbolbild)


Diese Nachricht ist wahrlich eine Sensation: 35 Jahre nach der Trennung kehr eine der erfolgreichsten Gruppen der Popmusik-Geschichte wieder zurück: ABBA gibt bekannt, dass sie für zunächst zwei neue Songs wieder den Weg ins Studio gefunden haben. Die Kulturredaktion des Anzeigers hat schon mal reingehört – und darüber hinaus in Erfahrung gebracht, was musikalisch sonst noch geplant ist.

Der neue Sound
Wer erwartet hat, dass ABBA wieder so klingen, wie zu ihren besten Zeiten, der wird zumindest überrascht. Der Sound hat sich verändert und ist deutlich modernisiert. Im Interview bestätigen Benny und Björn, dass sie bereits zwei brandneue, aber typische ABBA-Songs in der Tasche hatten, als sie sich zur Reunion zusammenfanden. Doch die Plattenfirma fand den Song zu altbacken. Sicherlich: Wenn ABBA nach 35 Jahren zurückkehrt, könnten die vier Schweden auch drei Minuten lang betrunken ins Mikrofon rülpsen – der kommerzielle Erfolg wäre ihnen sicher. Doch die Plattenbosse wollten etwas ganz Zeitgemäßes.

Die Pop-Königinnen und der Indie-Held
Typisch Schweden darf es dennoch für den ersten Song sein: für Shut up and jam! holte man sich gesangskräftige Verstärkung von Mando Diao Frontmann Björn Dixgård. Die unverwechselbare Rock-Röhre von Dixgård besteht dabei nicht einfach nur neben den Stimmchen von Agnetha und Anni-Frid, der Jungspund stellt beide sogar deutlich in den Schatten. Zu den rockigen Riffs des Songs passt die kräftige Stimme mit dem leichten Reibeiseneinschlag aber auch, wie die Faust aufs Auge. Wer rock mag, wird diesen Song lieben.

Darfs ein bisschen E sein?
International wird es beim zweiten Track, der genau genommen kein Unbekannter ist: The winner takes it all wird neu aufgelegt. Zwar gefiel der Plattenfirma auch der neue Song, den die ABBA-Jungs geschrieben hatten. Doch dachte man, dass man eventuell das Publikum mit bekannten Klängen zurückgewinnen könnte. Um den Song zeitgemäß anzupassen, holte man sich DJ Calvin Harris mit an Bord. Das etwas angestaubte, biedere Arrangement des Original-Songs wird so zu einer Chillout-Lounge-Hymne der Extra-Klasse, nicht zuletzt durch die entspannten Vocals von Gastsängerin Jasmin Thomson. Unsere Meinung: Der Sommerhit 2018 ist gefunden.

Neben der Spur
Das wars schon wieder mit ABBA? Weit gefehlt. Zwar bleibt es zunächst bei diesen beiden Songs der ganzen Band. Die Bandmitglieder hingegen beschreiten bei ihrem Comeback auch neue Wege abseits der Band. So wird Anni-Frid mit auf dem nächsten Album des US-Rappers EMINEM zu hören sein. Ihr starker, melodischer Refrain über eine enttäuschte, aber unerschütterliche Liebe kontrastiert die rhythmischen Lines Eminems, der darüber rappt, wie hart das Leben in der Unterschicht sein kann.
Produzent Jay-Z hat angekündigt, dass er mit Agnetha sogar ein gesamtes RnB-Album produzieren will. Wenig ist bislang bekannt, doch in Insiderkreisen hört man oft den Arbeitstitel „Nordic Tushy“, Bezug nehmend auf Agnethas meist diskutiertes Körperteil in den 70ern. Nicht begeistert von der Kooperation scheint dabei Jay-Zs Frau Beyoncé. Auf Twitter lästerte sie jüngst gegen die blonde Pop-Queen aus Schweden. Ist Jay-Z dem „Nordic Tushy“ zu nahe gekommen?
Doch auch Benny und Björn wird man zu sehen bekommen. Benny soll einen Gast-Juroren-Sitz bei American Idol bekommen, während Björn als Bauernopfer in einem öffentlichkeitswirksamen Schauprozess wegen Steuerhinterziehung groß raus kommt.

Fazit
ABBA ist also wieder da, und da sie dank einer perfekt laufenden Musikbusiness-Maschinerie so klingen, wie alles andere, wirkt es beinahe so, als wären sie nie weg gewesen. Unsere Empfehlung: CD kaufen!

Edit: Wir erfahren gerade, dass heute kein Mensch mehr CDs kauft. Platten sind wohl wieder in, aber sonst: gerne runterladen. 

Für die Kulturredaktion: adg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen