Von Demenz angegriffenes Gehirn von Alexander G. (Abbildung ähnlich) |
Berlin – Weggeschoben, verräumt, untergebracht: Alte
Menschen gelten in unserer Gesellschaft wenig und werden von vielen, inklusive
der Angehörigen leider oft nur als unliebsames Problem betrachtet. Besonders
gilt das dann, wenn die kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Für die Betroffenen
ist das Leben ab diesem Moment oft sehr schwierig, denn zu Beginn von
Alzheimer, Demenz und Co bekommen sie oft sehr wohl noch mit, dass etwas mit ihrem
Kopf nicht mehr in Ordnung ist. Andere machen sich zu Beginn Sorgen, schieben
diese aber oft so lange beiseite, bis etwas Schlimmes passiert. Dann sucht man
schnell nach einem Platz im Pflegeheim und muss sich nicht mehr kümmern.
Das ZDF hat nun der Ignoranz nun den Kampf angesagt. In
einem ausführlichen Interview hat sie den Senior Alexander G. lange zu Wort
kommen lassen und seine missliche Lage für alle offenbart: der 77-jährige kommt
offenbar nicht mehr alleine zu recht und kann auch einfachste Fragen nicht mehr
beantworten. Ebenso fällt es ihm schwer, Lösungen für Probleme zu finden.
Alexander G. ist sich seines Zustandes offensichtlich nicht
mehr bewusst, denn auf das Thema „Rente“ angesprochen reagiert er so, als hätte
er damit noch lange nichts zu tun. Mit modernen Begriffen wie AirBnB kann er
sowieso nichts anfangen. Aber auch aktuelle politische Themen wie der
Klimawandel scheinen für Alexander G. keine Bedeutung zu haben. Immer wieder
leugnet er die Existenz des Phänomens und berichtet von der letzten Eiszeit,
als hätte er sie erlebt (Recherchen haben ergeben, dass er das nicht hat. Anm.
d. Red.).
Der Zustand von Alexander G. ist bereits seit längerer Zeit
kritisch. So sei er bereits früher mit Aussagen aufgefallen, die nahelegen,
dass er noch immer in der Zeit des Dritten Reiches hängen geblieben ist.
Ausländer seien grundsätzlich Feinde, und er sei stolz auf die Verdienste der
Wehrmacht. Die Erinnerung an die Jahre 1945 bis heute sind aus dem Gedächtnis
des knuffigen Seniors getilgt.
Die gute Nachricht: Menschen, wie Alexander G. müssen heute
nicht mehr in ein Pflegeheim „weggesperrt“ werden. Es gibt eine Alternative für
senile, im zweiten Weltkrieg hängen gebliebene Alte genauso wie für
Paranoid-Schizophrene, die sich vom Staat, Flüchtlingen und den
öffentlich-rechtlichen Medien verfolgt fühlen. In einer Art groß angelegtem
Rollenspiel können sie die Rollen von Parteimitgliedern übernehmen, Sitzungen
halten, öffentlich auftreten und seit der aktuellen Legislaturperiode dürfen
sie sogar mit im Bundestag sitzen und so tun, als wären sie richtige Politiker.
Das führt dazu, dass sich die Betroffenen nicht abgeschoben, sondern ernst
genommen fühlen. Sie haben eine Aufgabe, um die sie sich kümmern können.
Wenngleich das dazu führt, dass scheinbar einige schon an etwas übersteigertem
Selbstbewusstsein leiden, so zeigt dieses unterstützenswerte soziale Projekt,
wie leicht Hilfe für Benachteiligte sein kann.
Text: adg
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