Dienstag, 20. Dezember 2016

Merkwürdig – Flüchtling bejubelt gelungenen Terroranschlag auf die westliche Kultur nicht



Mindestens erwartbar: diebische Freude


Nürnberg – Merkwürdig, verdächtig, beunruhigend: Das Verhalten von Karim Balash (27) versetzt aufmerksame Beobachter in Unruhe. Der Syrer gehört zu den Flüchtlingen, die in diesem Jahr nach Deutschland gekommen sind. Doch als er von dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt gehört hat, zeigte der Mann aus Homs keinerlei Anzeichen von Freude oder Jubel über den gelungenen Schlag gegen die westliche Art zu leben. „Ich hatte erwartet, dass er gleich aufspringt und laute ,Walla, walla, walla‘-Schlachtrufe von sich gibt, oder zumindest fröhlich summend durch die Sporthalle tanzt“, wundert sich Kevin Maltritz, der als Security in Balash’s Flüchtlingsunterkunft arbeitet. „Ich habe ganz genau darauf geachtet, ob er seine Freude vielleicht krampfhaft unterdrückt. Aber es schien ganz so, als mache ihn der Anschlag betroffen, sogar traurig… fast so wie uns.“

Ist es denkbar, dass nach noch nicht einmal einem Jahr in Deutschland ein Flüchtling so viel Mitgefühl mit Deutschen entwickelt hat, die er gar nicht kennt, dass er über den Anschlag echte Trauer entwickelt? Terrorexperte Dr. Harald Lobinger möchte diese Option zumindest nicht ausschließen: „Noch wissen wir zu wenig über das Innenleben von Flüchtlingen, wie sie denken, wie sie fühlen. Es wäre jedoch nicht auszuschließen, dass sie auch nach kurzer Zeit eine Art Sympathie für die Deutschen aufbauen, obwohl sie nicht zu ihnen gehören – ganz ähnlich dem Stockholm-Syndrom, bei dem Entführungsopfer eine ungewöhnliche Bindung mit ihren Entführern eingehen.“ Dies sei jedoch reine Spekulation, ebenso sei es denkbar, dass Karim Balash deswegen traurig sei, weil er gerne den Anschlag durchgeführt hätte. Ebenso sei nicht auszuschließen, dass er aufgrund der Sprachbarriere gar nicht verstanden hat, was ihm berichtet wurde.

Manche Menschen neigen dazu, Balash’s Trauer ernst zu nehmen. Doch dürfe man sich laut Dr. Lobinger nicht dazu hinreißen lassen, Flüchtlinge nicht zu sehr zu vermenschlichen: „Ihre Reaktionen, ihre Mimik, ihr Verhalten, das mag manchmal so aussehen, wie bei uns Deutschen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass sie aus einem völlig anderen Kulturkreis kommen. Da darf man nicht zu viel reininterpretieren.“ 

Balash ist kein Einzelfall. Immer häufiger berichten Menschen davon, dass Flüchtlinge bei Berichten über Terroranschläge traurig reagiert und zum Teil zu weinen begonnen haben sollen. Einzelne haben sogar explizit Trauer und Unverständnis geäußert und die Anschläge verurteilt. Noch sind die Ursachen für diese unerwarteten Verhaltensweisen ungeklärt. Bis mehr darüber bekannt ist, sollte man jedoch vorsichtig damit sein, aus diesen Einzelfällen Schlüsse über alle Flüchtlinge zu ziehen. Man könne nicht davon ausgehen, dass die Mehrheit der Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, einfach nur in Ruhe und Frieden ihr Leben leben wollen.

Text: adg

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